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Pflege von Natur und Umwelt durch Ishibadate(Deutsch)

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Ein Haus, über Generationen weitergegeben

Mein Zuhause ist ein Ishibadate-Haus (石場建て), das von meinem Urgroßvater erbaut wurde und an mich in der fünften Generation weitergegeben wurde. Ich bin in diesem Haus geboren und aufgewachsen, und jetzt wachsen hier meine Kinder, die sechste Generation, auf. Das Haus hat einen traditionellen quadratischen Grundriss mit Shoji-Schiebetüren (障子) und Tatami-Matten (畳), und um es in den heißen Sommermonaten kühl zu halten, verwenden wir elektrische Ventilatoren, während Kotatsu-Tische (炬燵) und Holzöfen uns im kalten Winter warm halten. Das Haus ist von Gärten mit alten Bäumen wie Eichen, Kamelien und Kakis sowie Gemüse- und Reisfeldern umgeben. Wir leben unser tägliches Leben in Zusammenarbeit mit unserer natürlichen Umgebung, indem wir mitunter Hühner heranziehen und pflegen, Reisfelder bewirtschaften und verschiedenes Gemüse anbauen.

Dieses Haus, das in der Meiji-Zeit (1868–1912) von einem einfachen Zimmermann erbaut wurde, kann durch den kontinuierlichen Austausch von Dachziegeln und die Reparatur beschädigter Stellen auf unbegrenzte Zeit bewohnt werden. Das aus natürlichen Materialien wie Holz, Lehm und Stroh erbaute, atmende Haus wächst mit uns und schenkt uns eine Zeit mit reichhaltigen, eindrucksvollen Erlebnissen.

In der alten Erde, zwischen alten Steinmauern und Grundsteinen, moosbedecktem Boden und Vegetation, breiten sich Pilzmyzel und Pflanzenwurzeln aus, während Insekten und andere Lebewesen dort ihr Zuhause finden. Die vielfältigen Lebewesen, die diesen Boden bewohnen, sorgen für die Zirkulation von Luft und Wasser, wodurch die Erde atmen kann und uns angenehme Brisen und wechselnde Jahreszeiten beschert.

Noch bis vor kurzem war ich ständig auf der Suche nach einer Möglichkeit, anderen die Vorzüge meines geliebten Zuhauses zu vermitteln. Ein komfortables Haus, umgeben von natürlichen Materialien, ein Haus, das altert, anstatt schmutzig zu werden, ein natürlicher Garten, in dem sogar Unkraut schön aussieht, ein Haus und ein Garten, die Bestand haben und zu Orten reich an Familienerinnerungen werden… Keine dieser Beschreibungen ist falsch, aber wenn man mich fragte, ob das der Grund dafür sei, dass es über Generationen weitergegeben wurde, fühlte es sich nicht ganz richtig an.

Aber ich habe endlich die Antwort gefunden. Es ist die Freude, die mir mein Zuhause bereitet, wenn ich mich um mein Haus und meinen Garten kümmere und sie pflege.

Häuser und Erdböden, die so gestaltet sind, dass sie frei atmen können, können diese Eigenschaft mit ein wenig Pflege unsererseits noch vertiefen und sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickeln. Dazu gehören beispielsweise das Auswechseln von Shoji-Papier, das Reinigen von Fluren sowie das Abwischen von Ständern und Balken, das Anheben von Tatami-Matten, um den En no Shita (縁の下) Unterbodenaufbau zu reinigen, kleinere Heimwerkertätigkeiten oder Arbeiten im Außenbereich wie das Zuschneiden von Bäumen, das Mähen von Rasen und Wiese und die Pflege von offenen Regenwasser- und Bewässerungskanälen. Die Tiefgründigkeit eines jahrhundertealten Hauses und seines Erdbodens, die Freude, es Tag für Tag wachsen zu sehen – wegen dieser Freuden lebe ich weiterhin hier.

 

Ishibadate in der Architektur

Meine Reise in die Architektur begann im Jahre 2010, als ich mein dreißigstes Lebensjahr bereits hinter mir hatte. Ich begann damit, Häuser in modernen Bauweisen zu planen und umzusetzen, aber nach viel Versuch und Irrtum gelangte ich schließlich zum Ishibadate-Haus – einem Haus, das sich wie „mein Zuhause“ anfühlte.

Die drei Dinge, die ich besonders schätze, sind folgende: Erstens, die Verwendung echter, natürlicher Materialien, um Häuser zu schaffen, deren Charakter sich über hunderte Jahre hinweg vertiefen wird. Das erste Haus, an dem ich gearbeitet habe, wurde in einer modernen Bauweise errichtet, wobei es sich bei fast allen Materialien um industriell gefertigte Produkte handelte. Sperrholz, Brettschichtholz, Dämmstoffe, Vinyl, Gipskartonplatten, Beton – bei dem Gedanken, dass all dies innerhalb weniger Jahrzehnte zu Abfall werden könnte, lief es mir kalt den Rücken herunter. Ebenfalls war ich schockiert, als ich erfuhr, dass diese Materialien unter anderem auch gesundheitsschädlich sein können und das gesamte Haus regelmäßig gelüftet werden muss.

Um ein Haus ausschließlich aus Materialien zu bauen, die atmen können und lebendig sind, keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen haben und wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können, bedarf es der handwerklichen Fähigkeiten von Fachleuten, die die Eigenschaften der Materialien und deren Interaktionen verstehen.

Zweitens müssen wir, um zu gewährleisten dass sie hunderte Jahre lang weitervererbt werden können, Häuser bauen, die für das Klima und die natürlichen Gegebenheiten Japans geeignet sind. Können moderne Bauweisen, die sich zur seismischen Verstärkung auf Sperrholz und Metallbeschläge stützen, in dem erdbebengefährdeten Japan wirklich mehreren Erdbeben standhalten und ein Jahrhundert lang bestehen? Nach dem Kumamoto-Erdbeben von 2016 wurden 35.000 beschädigte Gebäude auf öffentliche Kosten abgerissen. Die Verstärkungsrate der Bodenvibrationen erwies sich als weitaus höher als erwartet. Die wenigen Häuser, die das Beben überstanden haben, waren keine explizit erdbebensicheren Konstruktionen, sondern solche, die für eine einfache Reparatur nach Schäden ausgelegt waren. Darüber hinaus werden Häuser in Japans heißem und feuchtem Klima oft mit wasserdichten Folien und Klebebändern abgedeckt, um Feuchtigkeit und Undichtigkeiten zu bekämpfen und die Luftdichtigkeit zu verbessern. Diese können jedoch bei Erdbeben reißen oder mit der Zeit verschleißen, wodurch Wasser in die Konstruktion eindringen kann.

Um Häuser zu bauen, die dem Klima und den Umweltbedingungen Japans standhalten, ist es unerlässlich, dass sie nach Katastrophen leicht zu reparieren und zu warten sind, über eine Struktur verfügen, die auch ohne vor Regen geschützt zu sein schnell trocknet, und Materialien verwenden, die durch Kontakt mit der Luft atmen können. Mit anderen Worten: Es war eine Shinkabe-Konstruktion (真壁) erforderlich, bei der Struktur und Design miteinander verschmelzen.

Drittens: Energieeffizientes Bauen für die Zukunft. Das bedeutet, Häuser mit einem geringen Gesamtenergieverbrauch zu bauen, und zwar in folgenden Bereichen: 1. Produktion und Bau, 2. Betrieb und Nutzung sowie 3. Abriss und Entsorgung. Derzeit werden zur Reduzierung des Strom- und Gasverbrauchs Baumaterialien wie Dämmstoffe und Schiebefenster sowie energiesparende elektronische Gerätschaften eingeführt und Solarpaneele zur Stromerzeugung installiert. Der Fokus scheint jedoch ausschließlich auf der Minimierung des Energieverbrauchs während des Betriebs (2.) zu liegen, während die Auswirkungen von Produktion und Bau (1.) sowie Abriss und Entsorgung (3.) oder die Auswirkungen auf die umgebende Natur offenbar übersehen werden. Ähnlich verhält es sich mit Solar- und Windkraftanlagen, die durch die Zerstörung der Natur errichtet werden. Zwar erscheinen sie derzeit gerechtfertigt, da die während des Betriebs (2.) erzeugte Energie beträchtlich ist, doch wird sich dieses Gleichgewicht irgendwann umkehren. Dann wird es notwendig sein, sowohl die Produktion und den Bau (1.) als auch den Abriss und die Entsorgung (3.) zu reduzieren.

Was wir jetzt tun müssen, ist alle drei Faktoren gleichzeitig zu reduzieren: 1, 2 und 3. Um dies zu erreichen, müssen wir Häuser bauen, die nach hunderten von Jahren wieder zum Erdboden zurückgeführt werden können, und keine, die nach dreißig Jahren zu Sondermüll werden. Wir müssen uns auf Sonne und Wind verlassen, die feuchtigkeitsregulierenden und wärmespeichernden Eigenschaften von Erde, Holz und Stroh nutzen und Lebensweisen entwickeln, die auf das lokale Klima und die natürliche Umgebung abgestimmt sind.

 

Ishibadate in der Umweltplanung

Im Jahr 2020 inspirierte mich ein bestimmtes Buch dazu, mich mit einer Form des Hausbaus zu beschäftigen, die durch ihre Konstruktion die Natur fördert. Dieses Buch war „土中環境“ (Dochū Kankyō = Die natürliche Umwelt und das Ökosystem der Erde) von Hiroomi Takada, veröffentlicht im Jahre 2020 von 建築資料研究社 (Kenchiku Shiryō Kenkyūsha). Auch wenn die Ishibadate-Bauweise die Natur weniger belastet, bedeutet sie dennoch, dass für den Bau eines Hauses Natur zerstört werden muss. Wie können wir sie nachhaltig gestalten und zu ihrer Regeneration beitragen? Die Antwort lag nicht in der Architektur, sondern im Umweltingenieurswesen, konkreter in der Umweltplanung.

Mein Zuhause umfasst einen Innenhof, der etwa 20 Tsubo (circa 66 m²) groß ist und älter ist als das Haus selbst. Der Innenhof ist ein Garten bestehend aus verschiedenen Bäumen, von hoch bis niedrig, einer aus Steinen aufgeschichteten Anhöhe, drei großen, mit Steinen ausgekleideten Vertiefungen und Trittsteinen, die den Raum umgeben. Mein Großvater pflegte diesen Garten täglich. Die großen, mit Steinen ausgekleideten Vertiefungen nahmen das Regenwasser vom Dach problemlos auf, und fast jede Eichel die in diesem Garten fiel, keimte. Im Sommer war der Raum, der an diesen Garten angrenzte, irgendwie kühler und von weniger Mücken heimgesucht. Seit meiner Kindheit hatte ich diesen Garten immer für geheimnisvoll gehalten, aber durch das Lesen von Dochū Kankyō wurde mir klar, warum diese Dinge so waren. Auch Erde wächst, indem sie atmet. Sie wird von Lebewesen wie Pflanzen und Insekten genährt; Menschen können lediglich als Katalysator dienen. Die Bäume in diesem Garten breiteten ihre Wurzeln unter den Fundamentsteinen des Hauses aus – mein Zuhause stand auf diesen Wurzeln. Mir wurde klar, dass die Ishibadate-Häuser, die vor langer Zeit gebaut worden waren, die Natur nährten.

Ich hatte geglaubt, dass menschliches Handeln die Natur nur zerstört, aber als ich erfuhr, dass es einen Weg gibt sie zu pflegen, standen mir Freudentränen in den Augen. Und zu denken, dass der Schlüssel die ganze Zeit unter dem Ishibadate-Haus lag…

Der Anwendungsbereich der Umweltplanung erstreckt sich über das Grundstück selbst hinaus und umfasst auch dessen Umgebung. So bestehen beispielsweise die Hauptmaterialien, aus denen ein Ishibadate-Haus gebaut wird, aus leicht verfügbaren natürlichen Ressourcen. Holz, das aus den Bergen zum Ausdünnen oder wegen des Straßenbaus gewonnen wird, wird für Ständer, Balken, Möbel und Holzpfähle verwendet. Der in den Reisfeldern angebaute Reis bringt als Nebenprodukt Stroh mit sich, das für Seile, Verputzmaterialien und Tatami-Matten verwendet wird, während Lehm aus der umliegenden Erde für das Lehmflechtwerk der Wände verwendet wird. Die Pflege von Bambuswäldern und Reetfeldern bringt Materialien für Bambusgeflechte und Strohdächer sowie Werkzeuge für den täglichen Gebrauch.

Solche Orte sind als Satoyama (里山) bekannt. Ich hatte immer gedacht, dass der Bau von Häusern aus natürlichen Materialien eine Belastung für die Natur darstellt. Ich habe jedoch verstanden, dass authentische Satoyama Orte sind, an denen Menschen und Natur koexistieren. Durch den richtigen Umgang mit dem Land haben die Menschen vielfältige natürliche Lebensräume kultiviert, die Artenvielfalt gefördert und das Land bereichert.

Das bedeutet, dass die Herstellung von Baumaterialien zur Regeneration der Satoyama-Landschaften beitragen kann. Beim Bau eines Ishibadate-Hauses können wir durch die Herstellung der Materialien mehr Natur wiederherstellen, als bei seiner Errichtung zerstört wurde. Der Bau von Häusern – ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens – kann die Natur ebenso pflegen wie Insekten und andere Lebewesen und kommt künftigen Generationen zugute. Gibt es denn eine größere Freude?

Ein Ishibadate-Haus sorgt nicht nur dafür, dass das Haus über Generationen hinweg weitergegeben wird, sondern trägt auch dazu bei, dass die lokale Gemeinschaft fortbesteht.

 

Abschließende Gedanken

Mein Lehrer in Sachen Architektur ist mein Zuhause selbst und die Arbeit der Handwerker von vor hundert Jahren. Auch wenn ich noch viel zu lernen habe, möchte ich so viele Ishibadate-Häuser wie möglich erhalten, damit das, was ich gelernt habe, an die Zukunft weitergegeben werden kann. Und so wie Rudofsky einst herausragende Architektur entdeckte, strebe ich danach, Häuser zu schaffen, die in hundert Jahren in „Architecture Without Architects“ vorgestellt werden – Häuser, die gemeinsam mit Materialproduzenten, Handwerkern und den Hausbesitzern selbst gebaut wurden.

 

Oktober 2023
Tomohiro Mizuno (Architekturbüro Mizuno)